Ausstellungsdesign

Sonderausstellung »Über Unterwelten«

 

Ausstellungsgestaltung ist eine große Leidenschaft von uns. Kommunikationsdesign aus der Fläche zu lösen und in den dreidimensionalen Raum zu überführen, begeistert uns. Mit der großen Sonderausstellung „»Über Unterwelten“« auf der Zeche Zollern in Dortmund, haben wir unser bisher anspruchsvollstes Ausstellungsprojekt verwirklicht. Fast 15 Monate Arbeit stecken in Entwurf, Planung und Umsetzung der Ausstellung: Auf 800 Quadratmetern Ausstellungsfläche errichteten wir eine komplexe Ausstellungsarchitektur aus polygonalen Flächen, die keinen rechten Winkel kennen, entwarfen Wandabwicklungen für rund 600 Exponate, erstellten eine Vielzahl von Illustrationen und stemmten ein gigantisches Projektmanagement. Entstanden sind magische, dunkle Räume, die instabil, fremd und verunsichernd wirken, nicht zuletzt deshalb aber Faszination und Neugierde wecken. Eine abstrakte Ausstellungsarchitektur, die das Hinabsteigen in die „Unterwelt“ zu einem sinnlichen Erlebnis werden lässt. Die Ausstellung war von März bis November 2014 zu sehen.

Inspiration

Unterwelten sind mythische Orte. Wir nähern uns ihnen aus Begierde (z. B. nach Bodenschätzen), zugleich aber auch mit Furcht. Darin liegt unser gestalterisches Leitmotiv: Statt gerade, symmetrische Ausstellungswände zu bauen, war es unser Ziel, eine visuell komplexe, instabil und fremd wirkende Architektur zu erschaffen. Statt Überschaubarkeit und Orientierung hatten wir das Gegenteil im Sinn: Verunsicherung und Unvorhersehbarkeit. Statt Licht und Helligkeit schufen wir geheimnisvolles Dunkel, in dem die Exponate magisch leuchten.

 

Architektur-Konzept

Der Crack

 

Das Bild einer riesigen Erdspalte diente als Inspiration für die Ausstellungsarchitektur. Wir gestalteten sie als einen abstrahierten, 30 Meter langen »Crack«, der Skulptur und Raum zugleich ist. In den Ausstellungsräumen erscheint der Crack als polygonal geformte, dunkle »Felswand«, vor der sich die Exponate der Ausstellung präsentieren. Die Wände des Cracks und ihre Ausläufer bilden eine asymmetrische, verunsichernde Geometrie. Sie leitet die Besucher durch die komplexe Architektur, lässt sie große, weiträumige Ausstellungseinheiten erleben, aber auch kleine, dunkle Räume im Inneren des Cracks entdecken.

Reise durch Frühzeit und Antike

Auf der Empore, der ersten Ausstellungseinheit, die sich frühgeschichtlichen und antiken Unterweltvorstellungen widmet, ist der Fluss Styx, der nach Vorstellung des antiken Griechenlands die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und dem Totenreich bildet, unser Leitmotiv. Wir nehmen die Besucher mit auf eine Reise entlang des Flusses. Er führt in Form einer langen, gewundenen und aus konvexen Vierecken bestehenden Tischvitrine durch die Geschichte der Unterweltvorstellungen. Wie Reflexionen auf dem Wasser, breiten sich hinterleuchtete Bilder auf seiner Oberfläche aus. Kunst- und Kultgegenstände scheinen auf ihm zu schwimmen.

 

Mythos Bergbau

Sehnsucht und Begierde

 

Eine rund 17 Meter breite und bis zu 4 Meter hohe, überhängende Vitrine mit idealisierenden Skulpturen von Bergleuten und deren Schutzheiligen thront auf dem in den Ausstellungsraum hineinragenden Balkon des Obergeschosses. Die offene Rückwand der Vitrine erlaubt einen Blick in die Ausstellung, die sich 40 Meter tiefer unter dem Balkon erstreckt. Orange, die Farbe von Feuer und glühendem Stahl, kontrastiert das satte Schwarz des Bergbaus und der Kohle.

 

Bergbau-Realität

Die Gefahren des Bergbaus

 

Den unteren Ausstellungsraum betritt der Besucher durch einen dunklen, beklemmend engen Gang. Sobald er diesen verlassen hat, befindet er sich in der Ausstellungseinheit »Bergbau«. Zentrales Motiv ist hier die Vitrine zu den »Gefahren des Bergbaus«. Inspiriert von einer historischen Darstellung eines Grubenunglücks, gestalteten wir sie in Form einer gewaltigen Explosion. Gegenüber befindet sich eine in Gold gestaltete Vitrine mit den »Schätzen des schwarzen Goldes«, also mit Industrieprodukten der 1950er bis 1970er Jahre, die aus dem Rohstoff Kohle gewonnen wurden.

 

Ver- und Entsorgung

Die Stadt unter der Stadt

 

Als gestalterisches Grundmotiv des Themas »Versorgung« wählten wir den Kreis, bzw. das Rohr. So kann der Besucher durch eine Gucklochwand historische Brunnen und in Rohren präsentierte Lichtbilder betrachten. An der Stelle des Übergangs zur Ausstellungseinheit »Entsorgung« platzierten wir ein besonders sinnfälliges Exponat: Das erste Wasserklosett.

Historische Tiefenbohrung

Im Untergrund Dortmunds befindet sich ein gigantisches, von den Nazis errichtetes Tunnelsystem. Die wechselvolle Geschichte dieses Bauwerkes, das u. a. während des Krieges als Luftschutzbunker und danach als Lazarett genutzt wurde, wird in dieser Ausstellungseinheit anhand historischer Dokumente erzählt. Ausgewählte historische Fotografien präsentieren wir als große, polygonale Leuchtkästen. Über dem Raum schweben Fliegerbomben und eine Videoprojektion mit Ausschnitten des Films »Bombenkrieg über Dortmund«.

Bergbau Goes Future

Die letzte Abteilung der Ausstellung widmet sich der Zukunft des Bergbaus. Dazu zählt auch Fracking, das wir mittels eines großen, scheinbar in den Boden gerammten Keils inszenierten. An den Wänden des Raums zum Thema »Seltene Erden« befestigten wir hunderte von Mobiltelefonen, als Beispiel für ein typisches Produkt, zu dessen Produktion diese aufwändig zu fördernde Elemente verwendet werden.

Behind the Scenes

Weitere Projekte entdecken